Entstehung

Kröbbelchesfest  ... wie alles begann

Alle 2 Jahre feiert Kottenheim sein Kröbbelchesfest. 1952 zum ersten Mal in noch bescheidenem Umfang gefeiert - heute ein Heimatfest für viele tausend Gäste. Ein Blick in die Aufzeichnungen der Chronisten lässt ein wenig vermuten, weshalb das Kröbbelchesfest gleichermaßen bekannt und beliebt ist.... eine gelungene Mischung aus Originalität und Volkstümlichkeit.

Schon seine Entstehung sucht Parallelen. 1952 fehlten zur Restfinanzierung der neuen Glocken für die Pfarrkirche St. Nikolaus noch rund 5000 DM. Der damalige Pfarrer Johannes Jung trat an den kurz zuvor gegründeten Kulturring, ein Zusammenschluss der Vorsitzenden der Kottenheimer Vereine, mit der Bitte heran, ihm bei der Beschaffung des noch fehlenden Geldes mit dem Aufziehen eines gemeinsamen Volksfestes behilflich zu sein. Ein einmaliges Glockenfest sollte es nicht werden. Vielmehr dachten die Vereinsvorsitzenden an ein wiederkehrendes Fest. Außerdem sollte es sich von den anderen Festen im Dorf unterscheiden.

Wer letztendlich die Idee hatte, in den Mittelpunkt des Festes des Kottenheimer Nationalgericht, die Kröbbelche, zu stellen, ist ungeklärt. Vielleicht wurde ganz gezielt der sprichwörtliche Spieß herumgedreht. Wollten die Kottenheimer vielleicht der - und nicht selten gerade in den Kröbbelche begründeten - Mayener Spottlust gezielt begegnen? Denn, wer kennt nicht die Geschichte von der Fuchsfalle im Mayener Wald mit Kröbbelche als Köder, dem allerdings nicht ein Fuchs, sondern angeblich ein Kottenheimer erlag? Und welcher Mayener hat an Freitagen, dem fleischlosen Fasten- und Abstinenztag, das Nachbardorf "Kottenheim am Rhein" noch nicht im Öldunst verschleiert gesehen? Auf jeden Fall wurde mit dem Kröbbelchesfest ein Fest aus der Taufe gehoben, mit dem sich bis heute die gesamte Bevölkerung identifiziert.

1952 wurden zwei Backstände vorgehalten. Sechs Elektroherde standen zur Verfügung, ein großer Wirtschaftsherd wurde mit Propangas betrieben. Wurf-, Schieß- und Verlosungsbuden und ein Weinbrunnen wurden von interessierten Vereinen errichtet. Abgerundet wurde das Ganze durch eine Schaubude der Karnevalsgesellschaft.

Durch Vereinbarung mit allen Kottenheimer Wirten wurde es möglich, an dem Festtag in allen Gastwirtschaften ein Wein mit der Bezeichnung " Glockenwein" auszuschenken, der vom Festausschuss beschafft worden war. Es war ein sehr guter Tropfen, bei welchem der Wirt an der Flasche nur drei Groschen Stopfengeld hatte. Ein ganzes Fuder (ca. 960 Liter) dieses Weines soll im Verlauf des ersten Kröbbelchesfestes am 08. Juli 1952 getrunken worden sein. Nicht nur auf dem Festplatz, sondern auch in sämtlichen Gastwirtschaften herrschte  munteres Treiben. Das Fest hatte mittags mit einem Umzug der mitwirkenden Vereine begonnen. Immerhin sechs Zentner Kartoffeln wurden von Kottenheimer Hausfrauen in Handarbeit geschält, gerieben, zubereitet und zu Kröbbelche gebacken. Rundum zufrieden und überrascht von einem Reinerlös, der Pfarrer Jung aller Finanzsorgen enthob, hatte Kottenheim ein Heimatfest in einer Art und Weise ausgerichtet, das auch Besucher aus den benachbarten Orten beeindruckt hatte.

Am Vorabend des Festes zog ein Laternenzug durch das Dorf zur Burgstraße, um hier den von den Gebrüdern Moog geschaffene Antoniusbrunnen einzuweihen. Anschließend fand im Gasthaus " Zum Mühlstein" der Festkommers statt. Die Pläne zur Errichtung eines Schwimmbades wurden allerdings aufgegeben, der Reinerlös in die Dorfverschönerung investiert. Von den Erfolgen angespornt, vereinbarten die Vereinsvorsitzenden, das Kröbbelchesfest nun alle 2 Jahre unter der Federführung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins zu veranstalten. Bei den Vorbereitungen für das Kröbbelchesfest 1962 wurde einvernehmlich festgelegt, das Fest verstärkt auf einen Platz zu konzentrieren, um damit auf die Aktivitäten in den einzelnen Gaswirtschaften zu verzichten. Es wurde erstmals ein Festzelt angemietet. Der Betrieb des Festzeltes wurde von den Kottenheimer Wirten angeboten, die allerdings hiervon keinen Gebrauch machten. Seitdem fungieren in wechselnder Folge verschiedene Vereine als Festzeltwirte. Erstmals - und dies blieb bis heute fast ohne Ausnahme - wurde das Fest in den August gelegt. Das Fest selbst begann wiederum am Samstag-abend, der Einweihung des Brunnens an May´s Eck.

Bei improvisierter Musik und heiteren Vorträgen wurde der bis heute beibehaltene traditionelle "Blaue Montag" des Kröbbelches-festes geboren. Der Festverlauf hatte damit lange Zeit ein festes Gerüst, um das alle zwei Jahre ein abwechslungsreiches Programm gestrickt wurde. Bis in die 70er Jahre hinein wurde der Reinerlös ausschließlich in die Dorfverschönerung gesteckt. Wen verwunderte es, dass Kottenheim in dieser Zeit wiederholt zum schönsten Dorf des damaligen Landkreises Mayen gekürt werden konnte.

Alte Bekanntschaften werden aufgefrischt, neue geknüpft. Verändert hat sich trotz der Möglichkeiten von modernen Küchenmaschinen auch nicht der erste Schritt zur Zubereitung der Kröbbelche nach altem, wohlgehüteten Rezept. Die Kottenheimer Frauen lassen es sich auch heute nicht nehmen, jede Kartoffel von Hand zu schälen. Das sich zum Kartoffelschälen, dem traditionellen Auftakt des Kröbbelchesfestes, zuletzt mehr als 200 Frauen trafen um fast 150 Zentnern Kartoffeln zu Leibe zu rücken, spricht für sich selbst. Es drückt aber auch die Verbundenheit der Kottenheimer zu Ihrem Heimat fest aus. Vielleicht liegt hierin das Geheimnis für die Beliebtheit des Kottenheimer Kröbbelchesfestes.

Text: Heinz Geisbüsch

Bis zum nächsten Fest trat eine Pause von 4 Jahren ein. Erst 1956 kam wieder ein Kröbbelchesfest zustande, und zwar in Verbindung mit einer Obst- und Handwerkerausstellung. Wegen der Obsternte fand das Kröbbelchesfest 1956 im Oktober statt. Wie sich erwies, ein viel zu später Termin. Kühles und nasses Herbstwetter behinderte den Festbetrieb unter freiem Himmel. Der Obst-und Gartenbau-verein hatte hierzu im Jugendheim einen Obstmarkt ausgerichtet. Fast alle Kottenheimer Obstbauern hatten schönstes Qualitätsobst zur Prämierung ausgestellt. Der Obst- und Gartenbauverein verwendete den Reinerlös für eine Werbekampagne zur Absatzsteigerung seines Obstes.

Wiederum dauerte es bis zum nächsten Fest vier Jahre. 1960 sollte mit einem Kröbbelchesfest der finanzielle Grundstock zur Errichtung eines Schwimmbades erschaffen werden. Alle Vereine waren wieder einmütig und uneigennützig bei der Sache.

Es folgte ein Kommersabend, in dessen Mittelpunkt die Aufführung eines Laienschauspiels stand. Auch der sonntägliche Festbetrieb änderte sich. Gezielte Plakatwerbung und ein Festzug lockten zahlreiche auswärtige Besucher nach Kottenheim. Wenn man dem Berichterstatter de Rhein-Zeitung Glauben schenkt, sollen es über 8000 Besucher gewesen sein, die Kröbbelche aus nahezu 20 Zentnern Kartoffeln verköstigen.

Für die Ausweitung des Festes stand in diesem Jahr aber auch der Zufall Pate. Eigentlich sollte das Festzelt am darauffolgenden Montag niedergelegt werden. Zahlreiche Helfer hatten sich hierzu eingefunden. Allein der Zeltverleiher hatte sich verspätet. Noch angetan von der Freude und dem Erfolg des Festes hatten sich die Helfer das Waren verkürzt und sich über die Reste des Vortages hergemacht. Der Zeltverleiher brachte es schließlich nicht über sein Herz, der feuchtfröhlichen Runde ein Ende zu gebieten ... die Abbauarbeiten wurden vertagt. Ohne besondere weiter Vorbereitungen veranstaltete die Karnevalsgesellschaft als Festzeltwirt einen "Blauen Montag". Das Zelt füllte sich nochmals.

1986 besannen sich die Vereine nochmals auf die Anfänge Ihres Heimatfestes, als es darum ging, dem gerade neu gegründeten Orgelbauverein mit der Bereitstellung des gesamten Reinerlös quasi eine Anschubfinanzierung zukommen zu lassen. Es war sicherlich kein leichtes Unterfangen, die Mitwirkenden auf dieses gemeinsame Ziel einzuschwören. Doch die Überzeugungsarbeit zeigte alsbald Früchte: 1992 konnte die neue Orgel der Pfarrkirche bereits eingeweiht werden. Ohne Kröbbelchesfest wäre die Umsetzung diese Projektes im Werte von Hundert-tausend Mark sicherlich nicht möglich gewesen. Auf eine über 50-jährige Tradition baut dieses bekannte Heimat- und Voksfest nunmehr auf. 1952 für die Wiederbeschaffung der Kirchenglocken erdacht, haben die Verantwortlichen das Fest kontinuierlich, aber behutsam ausgebaut. Um die Backstände wurde nach und nach ein Festplatz gezimmert, der gerade wegen seiner Volkstümlichkeit besticht. Vom Kinderkarussell einmal abgesehen, kommen die Kottenheimer bis heute ohne das Angebot gewerblicher Schausteller aus. Die Volksbelustigung erfolgt seit jeher in gekonnter Manier in Eigenregie. Seit Jahren übt das Fest so eine Anziehung auf zahlreiche Gäste von nah und fern aus.


Die Veranstalter trugen in den 70 er Jahren aber auch einem neuen Zeitgeist Rechnung. Bei den mitwirkenden Vereinen sank die Bereitschaft, sich ausschließlich in den Dienst der Dorfverschönerung zu stellen. Heute betreiben die Vereine ihre Stände auf eigenes Risiko und schaffen sich auch damit finanzielle Freiräume für andere bekannte Kottenheimer Vereinsaktivitäten. Die bewährte Gemeinsamkeit kommt aber dennoch nicht zu kurz. Während der Vorbereitungen der Feste herrscht nach wie vor weitgehend Harmonie. Um den zahlreichen Besuchern gute Gasgeber zu sein, verstehen es die Kottenheimer auf Ihre eigene Art, immer wieder an einem Strang zu ziehen. Bei den Festen 1972 bis 1984 erfuhren die Kröbbelchesfrauen besondere Unterstützung. Pfarrer Erich Weyrichs (1971-1985 in Kottenheim) hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Backfrauen den in der Grundschule zubereiten Teig höchstpersönlich anzuliefern - nur unterbrochen durch die Zeiten der Gottesdienste.


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